Fetisch, viel mehr als Lack, Leder und Peitsche!

Fetisch, was ist das eigentlich?

Man spricht von einem Fetisch, wenn ein bestimmtes Körperteil oder ein Objekt eine sexuelle Anziehung hervorruft, erotische Gefühle auslöst oder eine starke Neigung dazu entsteht. Hierzu können auch Texturen, Oberflächen, Materialien oder Pflanzen zählen.

Viele Menschen, die entweder keine Berührungspunkte oder auch kein Interesse haben sich mit dem Thema Fetisch auseinander zu setzen, assoziieren mit dem Begriff als solchem meisthin nur Dinge wie Lack, Leder und Peitsche. Grundsätzlich gehören diese ja auch in die Fetischwelt, aber da gibt es noch so viel mehr:

Grundsätzlich kann man sagen, dass alles, was in uns eine Erregung erzeugt, als Fetisch betrachtet werden kann.

Hierbei ist es völlig egal ob wir die Wahrnehmung durch Tasten, Sehen, Fühlen, Schmecken oder Riechen erfahren.

Ein Fetisch muss nicht zwingend sexuell sein. Er kann sich auch in Bewunderung, Wertschätzung, Respekt, Furcht, Angst oder Unterwerfung ausdrücken. Fetische manifestieren sich im Unterbewusstsein durch Wahrnehmung, die dann in das Bewusstsein des Menschen rückt und somit bewusst ausgelebt werden kann.

Grundsätzlich gibt es zwei Formen des Fetischismus, wobei klar unterschieden werden muss, ob es sich um eine Störung oder eine Neigung handelt.

  • Die paraphile Störung, die einem selbst oder anderen Schaden zufügt,
  • Die Neigung, bei der jemand einfach von der Norm abweicht.

Wann, ob und wie sich ein Fetisch manifestiert und zeigt kann man nicht vorhersagen. Theorien besagen, dass häufig die Grundlage für einen Fetisch durch Erfahrungen in der Kindheit beeinflusst werden. Aber auch Fetische wie Puppy-Play oder das Tragen von Latexkleidung sind Fetische. Bei Latex handelt es sich um den Ausstoß von Botenstoffen und anderen körpereigenen Hormonen die als Belohnung den Körper durchströmen und ein möglicherweise dauerhaftes Verlangen danach fördern.

Und nein, Fetisch ist nicht gleich Kink und Kink ist nicht gleich Fetisch.

Zumindest nicht zwingend!

Ein Fetisch bezieht sich auf ein Objekt, eine Wahrnehmung oder auf einen dedizierten Bereich eines Körpers, wie zum Beispiel einen Fuß.

Kink ist eine Kombination von Praktiken, die über das „normale“ Maß hinausgehen, so zum Beispiel der Beischlaf in der Missionarsstellung in Verbindung mit Paddel oder Peitsche.

Wir können hier auch von verschiedenen sexuellen Interessen, Vorlieben oder Fantasien sprechen.

Eine vollständige Trennung der Begrifflichkeiten Fetisch und Kink ist nur schwer möglich, da sich diese Bereiche überschneiden können. Zum Beispiel bei einem Rollenspiel in dem bestimmte Kleidung, die eine unterbewusste Gefühlsregung auslöst, in Kombination mit einer Peitsche oder einem Stahlhalsband die einen beabsichtigten mechanischen Reiz auslösen.

Heute gibt es erfreulicherweise entsprechende Foren im Internet oder auch Clubs, die sich in dieser Hinsicht spezialisiert haben, wo ein entsprechender Austausch, Anleitung oder auch Betreuung möglich ist.

Hat jeder Mensch einen Fetisch?

Nicht zwingend, aber es kann in jedem schlummern, nur merkt es keiner, nicht mal der in dem es schlummert.

Die Tatsache etwas schön zu finden, macht noch keinen Fetisch. Ein Gesicht, ein Auto oder Gebäude kann schön sein, muss aber nicht zwingend eine sexuelle Regung hervorrufen. Gibt es jedoch eine sexuelle Anziehung oder Regung durch ein Körperteil oder Objekt wie zum Beispiel einem Auto, so sprechen wir von einem Fetisch.

Fetische gibt es viele. Hier sind ein paar der häufigsten aufgelistet und erklärt:

 Der Lack-, Latex- oder Lederfetisch – Das Klischee schlechthin

Hierbei geht um die durch Berührung, Geruch oder Aussehen erzeugte sexuelle Erregung. In den meisten Fällen handelt es sich hier um Spiele bei denen Dominanz und Unterwürfigkeit die Hauptrolle spielen und der BDSM-Szene zugerechnet werden.

Der Fußfetisch

Sehr weit verbreitet ist auch der Fußfetisch. Hierbei haben Menschen mit einer gewissen Neigung eine sexuelle Vorliebe zu schönen Füßen.

Sie wollen sie anfassen, ansehen oder daran riechen. Auch kann es sein, dass die Füße dabei nackt oder in einer bestimmten Art und Weise bekleidet sein sollen.

Der Schuhfetisch

Während der Fußfetisch zumeist Männer betrifft, die Frauenfüße als sexuell anregend empfinden, trifft der Schuhfetisch das männliche und das weibliche Geschlecht gleichermaßen. Der Schuhfetischismus ist breit gefächert und kann sich im Besitz, dem Tragen, dem Pflegen, Berühren, Lecken, Streicheln und noch vielem mehr ausdrücken.

Der Unterwäschefetisch

Textilien, die mit Fetischen verbunden werden können, gibt es viele. Der Unterwäschefetisch ist hierbei einer der Bereiche der am weitesten gefächert ist. Es kann zum Beispiel ausreichen, einen String oder Strapshalter zu sehen und eine sexuelle Erregung zu verspüren, hierbei reit möglicherweise schon die Auslage in einem Schaufenster oder der visuelle Reitz die Kleidungsstücke an einer Trägerin zu sehen bei der das persönliche Aussehen dann sogar in den Hintergrund tritt.

Eine der extremsten Formen hat sich vor Jahren schon in Japan etabliert, wo sich liquide ältere Herrn an Automaten die getragenen Unterhöschen von Schülerinnen besorgen können. Für die Schülerinnen hat sich dies zu einem sehr lukrativen System der Taschengeldaufbesserung entwickelt. Dieser Trend schwappt nun immer mehr von Japan in die westliche Welt.

Die Objektophilie

Auch als Objektsexualismus bekannt, ist eine sehr besondere Art des Fetischismus, bei dem sich eine Person in ein Objekt wie zum Beispiel in ein Auto, Schiff oder etwas anderes verliebt.

Hierbei kann es zu absurd anmutenden Situationen kommen, bei denen sich der Fetischist in exakt ein Objekt verliebt, auch wenn dieses von hunderten oder tausenden absolut gleicher Objekte umgeben ist.

Für einen „normalen“ Menschen kann diese Art von Fetischismus befremdlich sein und auf Ablehnung stoßen was zu verächtlichem Verhalten oder Mobbing führen kann. Wir sollten uns aber alle bewusst machen, dass dies nur eine extremere Form von etwas ist, was wir schon alle erlebt haben, nämlich den festen Willen etwas haben zu wollen. Ganz wichtig ist hier auch der Aspekt das uns als nicht Betroffener dieser Fetisch keinerlei Schaden zufügt, also lieber etwas Respekt für diesen Menschen zeigen!

Der fetischistische Transvestitismus

Diese Form des Fetischismus beschreibt die Erregung durch das Tragen der Bekleidung des nominell anderen Geschlechts, unabhängig von der tatsächlichen Genderausprägung einer Person.

 

Kann Fetischismus zum Problem werden und wenn ja, wie?

Ein Fetisch kann eine derartige Ausprägung annehmen, dass professionelle Hilfe durch einen Sexual- oder Psychotherapeuten notwendig wird.

Dies ist im Besonderen der Fall, wenn der Fetisch für einen selbst oder andere zur Gefahr wird. Das Ausleben eines Fetisches auf extreme Weise kann zu völliger Vereinsamung, Straftaten wie Diebstahl oder Gewalt oder ähnlichem führen. Auch kann es vorkommen, dass eine sexuelle Erregung, ohne durch den Fetisch getriggert worden zu sein gar nicht mehr zustandekommt. Auch hier ist professionelle Hilfe anzuraten.

Neben den klassischen Sexual- und Psychotherapeuten haben sich für Betroffene auch Paraphilie-Beratungsstellen etabliert.

Menschen mit einer entsprechend starken Störung können in der Regel mit Psychotherapie und/oder Medikamenten geholfen werden die Störung unter Kontrolle zu bekommen, aber loswerden wird man einen echten Fetisch nie.

Glücklicherweise ist die Entwicklung eines so extremen Fetischismus nur selten anzutreffen und die meisten Fetische schaden weder dem Fetischisten noch anderen.

Fazit:

Ein Fetischist ist eine Person mit einem unterbewusst gesteuertem Sexualempfinden. Hierfür kann und darf man niemanden verurteilen oder verunglimpfen.

Auch sollte sich jeder Mensch darüber bewusst sein, dass er oder sie einen Fetisch in sich tragen kann, ohne es zu wissen, der aber durch was auch immer getriggert ausbrechen kann und das völlig unabhängig von Alter, Geschlecht, Rasse, Religion oder seinem sozialen Umfeld!


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